Presse

Langzeitstudenten überproportional aus unteren sozialen Schichten

12.05.2006 - 'Langzeitstudenten kommen meist aus gehobener sozialer Schicht' meldeten heute Agenturen unter Bezug auf eine Information von 'Heute im Bundestag' über die Regierungsantwort auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion nach der sozialen Situation von Studierenden, die die Regelstudienzeit überschritten haben. Hierzu erklärt die bildungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE., Nele Hirsch:

Die Antwort der Bundesregierung auf unsere Kleine Anfrage zeigt beim genauen Hinschauen, dass insbesondere Studierende aus niedrigeren sozialen Schichten mehr Zeit für ihr Studium aufwenden. Sie sind unter den Langzeitstudierenden mit 14 Prozent überproportional stark vertreten. Ihr Anteil in der gesamten Studierendenschaft liegt nur bei 12 Prozent. Bei den Studierenden aus den oberen sozialen Schichten zeigt sich das gegenteilige Bild: Ihr Anteil unter den Langzeitstudierenden beträgt 57 Prozent, während sie an der gesamten Studierendenschaft 62 Prozent stellen.

Die Gründe für die Verlängerung des Studiums aufgrund der sozialen Herkunft liegen auf der Hand: Die BAföG-Förderung ist bei weitem nicht ausreichend und mehr als zwei Drittel der Studierenden sind auf einen Nebenjob angewiesen. Zudem fehlt es an Beratungs- und Betreuungsangeboten. Hierunter leiden vor allem Studierende, die in ihrer Familie auf keinerlei Vorkenntnisse und Erfahrungen zum akademischen Alltag zurückgreifen können und denen somit auch der akademische Habitus fremd ist.

Die Antworten der Bundesregierung auf unsere Kleine Anfrage machen ein weiteres Mal deutlich, wie dringend politische Antworten auf die soziale Situation der Studierenden gefunden werden müssen. Kurzfristig ist insbesondere eine Anpassung der Bedarfssätze und Freibeträge des BAföG unbedingt erforderlich. DIE LINKE. hat hierzu bereits einen Antrag in den Bundestag eingebracht.

Hendrik Thalheim
Deutscher Bundestag
Fraktion DIE LINKE.
Pressesprecher
Platz der Republik 1
11011 Berlin
Telefon: 030 - 227 52800
Telefax: 030 - 227 56801
eMail: pressesprecher@linksfraktion.de
Website: www.linksfraktion.de

Link zur Pressemitteilung: http://www.pressrelations.de/new/standard/dereferrer.cfm?r=232914

Langzeitstudierende kommen meist aus gehobener sozialer Schicht

Mehr als die Hälfte der Studierenden im 14. oder höheren Fachsemester lässt sich in ihrer sozialen Herkunft in die Kategorien »gehoben« und »hoch« einordnen. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion hervor.

Dabei beträgt der Anteil der ehemaligen BAföG-Empfänger 38 Prozent. 46 Prozent haben im Laufe ihres Studiums mindestens einmal den Studiengang gewechselt. 14 Prozent der Studierenden im 14. oder höheren Fachsemester sind verheiratet, 15 Prozent haben ein Kind.

Verteilt auf Fächergruppen ergibt sich nach Angaben der Bundesregierung
folgendes Bild: 29 Prozent der so genannten Langzeitstudierenden studieren Sprach- und Kulturwissenschaften, etwa 27 Prozent sind in den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften eingeschrieben.

http://dip.bundestag.de/btd/16/013/1601382.pdf

Kinzigtal-Nachrichten: Richtig seien Gebühren für Langzeitstudenten, und die gebe es schon seit dem Jahr 2000

Eine Spaltung der Gesellschaft?
Kinzigtal-Nachrichten - Germany
... Die Gebühren für Langzeitstudenten akzeptiert der Landrat. ... Richtig
seien Gebühren für Langzeitstudenten, und die gebe es schon seit dem
Jahr 2000. ...
http://www.fuldaerzeitung.de/sixcms/detail.php?id=142770

ÜBERFÜLLTE SEMINARE

Eine "Kleingruppe" mit 420 Teilnehmern

Seminare an der Hochschule sollen den Vorlesungsstoff durch Arbeit in kleinen Gruppen vertiefen. Soweit die Theorie. Die Wirklichkeit: Seminare haben oft über 100 Teilnehmer, die Wartelisten sind endlos. An der Kölner Uni gehen Studenten jetzt auf die Barrikaden.

"Der Anlass ganz konkret war eine Veranstaltung, die Mittwochmorgens stattfinden sollte und 420 Leute tauchten auf und waren auch angemeldet", erzählt Anne Bohaty. "Der Raum fasste nur 100 Leute, ein Dozent stand vorne und konnte nicht die Sprache ergreifen, weil einfach viel zu viele Leute da waren. Da haben wir gesagt, das geht nicht, wir gehen jetzt direkt rüber!"

Für Studierende wie Anne Bohaty an der Philosophischen Fakultät der Universität Köln ist das Hauen und Stechen um Seminarsplätze mehr die Regel als die Ausnahme. Besonders in pädagogischen Fächern, aber auch in Germanistik und Anglistik übersteigt die Nachfrage das Angebot um ein Vielfaches. Das wollen viele Studierende nicht länger hinnehmen. Sie haben den Dekan der Fakultät aufgefordert, die Studienbedingungen sofort zu verbessern.

Professor Norbert Finzsch, der Prorektor für Studium und Lehre der Uni Köln, bat seine Kollegen daraufhin in einem Brief, möglichst alle Veranstaltungen zu öffnen und jedem Bewerber einen Seminarplatz zur Verfügung zu stellen: "Ich hatte vorgeschlagen, verstärkt auf die Möglichkeiten des E-Learning zuzugreifen, Hausaufgaben zu verteilen und alternierend in geteilten Gruppen die Lehrveranstaltung stattfinden zu lassen, so dass man theoretisch in der Lage ist, die doppelte Studierendenzahl mit Lehrmaterial und Unterrichtsstoff zu versorgen."

"Hauptsache den Schein kriegen"

Absolute Notlösungen seien das, sagt der Prorektor, nur um dieses Semester in den Griff zu bekommen. Denn für die Studierenden steht viel auf dem Spiel. Werden Scheine nicht fristgerecht erworben, verlieren manche Ansprüche auf Bafög, ausländische Studierende möglicherweise ihre Aufenthaltserlaubnis. Langzeitstudierende und Leute im Zweitstudium zahlen Studiengebühren, zum Teil ohne einen einzigen Seminarplatz zu bekommen. Im einfachsten Fall dauert das Studium länger und Absolventen kommen später in den Job.

Um das zu verhindern, sind viele Dozenten und Professoren auf die Vorschläge des Prorektors eingegangen. Dr. Gertrud Kemper beispielsweise ist mit ihrem Seminar Visuelle Kommunikation aus dem Seminarraum in einen großen Physikhörsaal umgezogen. 230 Teilnehmer hat ihre Veranstaltung jetzt. "Das kann nicht die Regel sein, weil ich normalerweise nicht mit einer so hohen Teilnehmerzahl ein Seminar halten kann", so Kemper. "Das ist dann mehr eine Vorlesung als mehr ein Seminar, was ja auch eine gewisse Interaktivität vorweisen sollte und eine intensive Gruppenbetreuung erfordert, was ja bei der Anzahl schlecht möglich ist."

Lehramtstudentin Elisabeth Pollmann ist besonders früh gekommen, um einen guten Platz weit vorn im riesigen Hörsaal zu ergattern. Sie ist froh, nun doch noch in einem Seminar unterzukommen. "Natürlich ist es besser als nichts zu haben. Im Endeffekt muss man heute ja leider schon so studieren: Hauptsache den Schein kriegen. Das hat Priorität", sagt sie. "Und alles, was dann noch zusätzlich angeboten werden kann, ist eben Bonus. Ein Seminar wäre dann eben Bonus."

Können Studenten gegen die Uni klagen?

Dass diese Zustände keine Dauerlösung sind, ist auch den Verantwortlichen der Universität bewusst. Prorektor Norbert Finzsch verhandelt seit geraumer Zeit mit dem Land Nordrhein-Westfalen über eine Absenkung der Studierendenzahl in einigen Fächern, vor allem in der Pädagogik. Langfristig kann aber nur eine Ausweitung des Lehrangebots das Problem lösen. Die Chancen dafür stünden gut: "So wie es aussieht, werden ja Studiengebühren eingeführt werden", sagt er. "Der Gesetzgeber sieht vor, dass diese Studiengebühren für einen einzigen Zweck eingesetzt werden dürfen, nämlich zur Verbesserung der Lehre. Dann wird die Universität sich einen Modus überlegen müssen, wie diese Gebühren aufgeteilt werden. Und die Fakultäten müssen dieses Geld dann nutzen, um entweder neue Leute einzustellen oder aber durch Tutorenprogramme die Lehre drastisch zu verbessern."

Ob sich mit Studiengebühren die Situation wirklich verbessert, sehen viele Studierende skeptisch. Falls sich in den kommenden Semestern nichts an der Überbelegung der Seminare und Vorlesungen ändert, wollen sie - in letzter Konsequenz - auch rechtlich gegen die Universität vorgehen. Sie wollen Zugang zu Veranstaltungen einklagen oder Verdienstausfälle geltend machen, weil das Studium länger gedauert hat.

Die Erfolgsaussichten einer solchen Klage wären vollkommen offen, sagt Wilhelm Achelpöhler, Fachanwalt für Hochschulrecht. Eine solche Klage hat es bisher noch nicht gegeben. "Die Hochschule ist verpflichtet, ihr Lehrangebot so anzubieten, dass die Studierenden die Möglichkeit haben, innerhalb der gesetzten Fristen ihr Studium abzuschließen", so Achelpöhler. "Wenn die Hochschule sich nicht dran hält, verstößt sie gegen ihre gesetzlichen Verpflichtungen. Die ganz spannende Frage ist dann: Besteht diese Pflicht auch gegenüber den Studenten? Können die Studierenden daraus Schadensersatzansprüche gegenüber der Hochschule herleiten lassen? Gerichtlich entschieden ist das bis heute nicht."

Von Andreas Kolbe, "Campus & Karriere", Deutschlandfunk 24. April 2006

Studiengebühren - Hessen will Bezahl-Uni

05.05.2006 14:00 Uhr

An hessischen Hochschulen wird das Studium bald 500 Euro pro Semester kosten.

Hessische Studenten sollen ab dem Wintersemester 2007/2008 Studiengebühren in Höhe von 500 Euro pro Semester bezahlen. Diesen Kabinettsbeschluss gab Wissenschaftsminister Udo Corts (CDU) am Freitag in Wiesbaden bekannt. Die Landesverfassung verbietet zwar Entgelte für den Unterricht an Hochschulen, lässt aber gleichwohl Schulgelder zu, wenn es die wirtschaftliche Situation des Schülers oder seiner Eltern erlaubt. Langzeitstudenten müssen in Hessen schon jetzt Gebühren bezahlen.

Der Berliner Staats- und Verwaltungsrechtler Christian Graf von Pestalozza war jüngst in einem Gutachten zu dem Schluss gekommen, dass Studiengebühren bereits für das Erststudium verfassungskonform gestaltet werden können. Nach Pestalozzas Papier sind Gebühren in Verbindung mit einem Darlehen in Abhängigkeit vom späteren Einkommen möglich. Aus sozialen Gründen oder bei besonders guten Studienleistungen kann die Gebühr nach diesem Modell geringer ausfallen.

Für Gebühren sprechen sich die FDP im Landtag, die hessische Wirtschaft und die christdemokratische Studentenorganisation RCDS aus. SPD und Grüne im Landtag sowie Gewerkschafter und gewählte Studentenvertreter lehnen sie hingegen strikt ab. Die SPD behält sich eine Klage vor dem Staatsgerichtshof vor. In den Kreis der Kritiker reihte sich jüngst auch die Junge Union Hessen ein.

(ddp)

Alte und Langzeitstudis zuerst

Nicht 50 Euro, sondern 650. Das ist die neue Linie, mit der die Landesregierung den Protest gegen Studiengebühren stoppen und die Kasse füllen will. Doch die Studis geben nicht auf

Die Proteste gegen Studiengebühren in Nordrhein-Westfalen reißen nicht ab: Rund 2.500 Studierende sind am Dienstag vor den Düsseldorfer Landtag gezogen. Mehrere hundert Studis durchbrachen dabei die Absperrungen um die Bannmeile und stürmten bis vor das Parlamentsgebäude. 21 schafften es bis in die Sicherheitsschleuse des Landtags, wo sie von Polizisten aufgehalten und festgenommen wurden.

Während die Studierenden vor dem Parlament ihrem Ärger lautstark Luft verschafften, trat SPD-Landeschef Harald Schartau drinnen vor der SPD-Landtagsfraktion den Rückzug an: „Die Frage der Verwaltungsgebühren ist aus meiner Sicht vollkommen weg“.

Die geplanten 50 Euro Rückmeldegebühr für alle Studierenden scheinen damit vom Tisch zu sein. An den Gebühren von 650 Euro pro Semester für Senioren- und Zweitstudium sowie für sogenannte Langzeitstudenten will Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) jedoch auch nach der Kritik des Landesparteirats festhalten. Als Regierungschef sei er nicht an dessen Entscheidungen gebunden, außerdem habe der Landesvorstand der Partei die Entscheidung offen gehalten.

Der Parteirat der Landes-SPD hatte sich am 15. Juni mit 27 zu 25 Stimmen gegen „Verwaltungs- und Strafgebühren auf das Studium bis zum ersten berufsqualifizierenden Abschluss“ ausgesprochen, „wirtschaftliche Hürden“ dürften den Zugang zum Studium nicht behindern.

Rückendeckung hat Clement dagegen am Montag aus Berlin erhalten: SPD-Generalsekretär Franz Müntefering sagte, die Studiengebühren stünden nicht im Widerspruch zur Parteilinie: In einem Vorstandsantrag werde lediglich „Studienfreiheit bis zum ersten berufsqualifizierenden Abschluss und für das Studium in einem konsekutiven Studiengang, der zu einem weiteren berufsqualifizierenden Abschluss führt“, gefordert.

Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) wiederum soll Clement laut Presseberichten intern dahingehend kritisiert haben, dass eine „misslichen Lage“ entstanden sei. Was Clement aber dementierte. Über die Kritik von Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) zeigte sich Clement indess „verwundert“. Auch in Niedersachsen gebe es Gebühren. Bulmahn ist dort SPD-Landesvorsitzende. Am Montag störten Studierende einen Wahlkampfauftritt von Schröder in Mühlheim/Ruhr: „Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!“

„Clement spielt auf Zeit“, kommentierte Markus Struben vom Aktionsbündnis gegen Studiengebühren (ABS) den neuen Kurs der Landesregierung. Die Studierenden lehnten auch Studienkonten und Bildungsgutscheine ab: „Auch diese belasten vor allem Menschen mit geringen Einkommen.“


DIRK ECKERT / CHRISTOPH SCHEUERMANN

Datum: 20.6.2002
Erschienen in: taz köln / taz nrw, Nr. 103, S. 2

langzeitstudis gegen studiengebühren

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