Alte und Langzeitstudis zuerst

Nicht 50 Euro, sondern 650. Das ist die neue Linie, mit der die Landesregierung den Protest gegen Studiengebühren stoppen und die Kasse füllen will. Doch die Studis geben nicht auf

Die Proteste gegen Studiengebühren in Nordrhein-Westfalen reißen nicht ab: Rund 2.500 Studierende sind am Dienstag vor den Düsseldorfer Landtag gezogen. Mehrere hundert Studis durchbrachen dabei die Absperrungen um die Bannmeile und stürmten bis vor das Parlamentsgebäude. 21 schafften es bis in die Sicherheitsschleuse des Landtags, wo sie von Polizisten aufgehalten und festgenommen wurden.

Während die Studierenden vor dem Parlament ihrem Ärger lautstark Luft verschafften, trat SPD-Landeschef Harald Schartau drinnen vor der SPD-Landtagsfraktion den Rückzug an: „Die Frage der Verwaltungsgebühren ist aus meiner Sicht vollkommen weg“.

Die geplanten 50 Euro Rückmeldegebühr für alle Studierenden scheinen damit vom Tisch zu sein. An den Gebühren von 650 Euro pro Semester für Senioren- und Zweitstudium sowie für sogenannte Langzeitstudenten will Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) jedoch auch nach der Kritik des Landesparteirats festhalten. Als Regierungschef sei er nicht an dessen Entscheidungen gebunden, außerdem habe der Landesvorstand der Partei die Entscheidung offen gehalten.

Der Parteirat der Landes-SPD hatte sich am 15. Juni mit 27 zu 25 Stimmen gegen „Verwaltungs- und Strafgebühren auf das Studium bis zum ersten berufsqualifizierenden Abschluss“ ausgesprochen, „wirtschaftliche Hürden“ dürften den Zugang zum Studium nicht behindern.

Rückendeckung hat Clement dagegen am Montag aus Berlin erhalten: SPD-Generalsekretär Franz Müntefering sagte, die Studiengebühren stünden nicht im Widerspruch zur Parteilinie: In einem Vorstandsantrag werde lediglich „Studienfreiheit bis zum ersten berufsqualifizierenden Abschluss und für das Studium in einem konsekutiven Studiengang, der zu einem weiteren berufsqualifizierenden Abschluss führt“, gefordert.

Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) wiederum soll Clement laut Presseberichten intern dahingehend kritisiert haben, dass eine „misslichen Lage“ entstanden sei. Was Clement aber dementierte. Über die Kritik von Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) zeigte sich Clement indess „verwundert“. Auch in Niedersachsen gebe es Gebühren. Bulmahn ist dort SPD-Landesvorsitzende. Am Montag störten Studierende einen Wahlkampfauftritt von Schröder in Mühlheim/Ruhr: „Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!“

„Clement spielt auf Zeit“, kommentierte Markus Struben vom Aktionsbündnis gegen Studiengebühren (ABS) den neuen Kurs der Landesregierung. Die Studierenden lehnten auch Studienkonten und Bildungsgutscheine ab: „Auch diese belasten vor allem Menschen mit geringen Einkommen.“


DIRK ECKERT / CHRISTOPH SCHEUERMANN

Datum: 20.6.2002
Erschienen in: taz köln / taz nrw, Nr. 103, S. 2

Gebühren für Langzeitstudis?

"Ich unterschreibe hier aber nicht für Langzeitstudenten, oder?" - Sorgenvoll zögern so manche KommilitonInnen beim Unterzeichnen der Unterschriftenaktion des Aktionsbündnisses gegen Studiengebühren (ABS). Man halte ja "eigentlich" auch nichts von Studiengebühren, "aaaber" einen Sündenbock braucht man dann doch noch. Der Mythos der schmarotzenden "LangzeitstudentInnen" wird gebetsmühlenartig von StudiengebührenbefürworterInnen wiederholt.

Natürlich wendet sich das ABS und dessen Unterschriftenaktion gegen jedwede Form von Studiengebühren. Und das aus gutem Grund. Gerade "Langzeit"studiengebühren werden gerne als Wegbereiterinnen für allgemeine Studiengebühren verwendet. So müssen die KommilitonInnen in Baden-Württemberg 1000 Mark pro Semester zahlen, wenn sie die Regelstudienzeit um mehr als vier Semester überschritten haben - und nun plant der dortige Wissenschaftsminister Trotha den nächsten Schritt, nämlich allgemeine Gebühren.

Vor einigen Jahren war noch überall zu hören, dass "lange" Studienzeiten angesichts der schlechten Ausstattung der Hochschulen und der problematischen Finanzlage der StudentInnen unvermeidbar sind. Diese Stimmen sind weitgehend verstummt, obwohl sich an beiden Sachverhalten nichts zum Positiven, sondern eher zum Negativen entwickelt hat.

"Wissenschaftliche Untermauerung" erhält die x-te Auflage der SozialschmarotzerInnenkampagne durch zwei Mannheimer WirtschaftswissenschaftlerInnen, die auf einer mehr als unwissenschaftlichen Befragung von 418 StudentInnen fußt. Demnach ist der StudentInnenausweis 1187 Mark pro Semester wert. Die, um es höflich zu formulieren, methodische Fragwürdigkeit der Zahlen kommt bei den genannten Vergünstigungen zum Ausdruck: Da wird das Semesterticket genannt - doch kein Verkehrsbetrieb zahlt dabei drauf. Bankkonten und Zeitschriften seien billiger - doch handelt es sich hierbei vor allem um Werbemaßnahmen für potentielle zahlungskräftige StammkundInnen. Und die Befreiung von Rundfunkgebühren erhalten alle Menschen mit geringem Einkommen - nicht nur StudentInnen. Darüber hinaus wird dabei völlig ausgeklammert, dass StudentInnen von Sozialleistungen wie Wohngeld und Sozialhilfe ausgeschlossen sind und dass mittlerweile nur noch drei Jahre Studium auf die Rente angerechnet werden. Eine seriöse Studie käme höchstwahrscheinlich zu dem Ergebnis, dass "LangzeitstudentInnen" niemand anderem auf der Tasche liegen als sich selbst.
http://www.al.uni-koeln.de/info/52/0304.html

langzeitstudis gegen studiengebühren

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