Es häufen sich Angebote an Studierende, Studiengebühren abzuarbeiten. In Baden-Württemberg bietet nun eine Kommune an, gegen Hausaufgabenhilfe oder Jugendbetreuung die Gebühren zu übernehmen.
Auch wenn die Schuldenlast aus Studienbeitragsdarlehen auf maximal 10000 Euro gedeckelt ist - aus verständlichen Gründen wollen viele Studis Schulden vermeiden. So ist bisher die Zahl der Studierenden, die ein Darlehen bei der NRW-Bank nehmen relativ gering.
Der größere Teil der Studis, die 500,- Euro pro Semester nicht “über” haben, scheint es vorzuziehen, nebenher noch mehr als bisher zu arbeiten. Die bisherige Quote von etwa zwei Drittel der Studierenden, die einem Nebenerwerb nachgehen (siehe Sozialbericht DSW), wird voraussichtlich weiter steigen.
Das verspricht ein großes Potenzial an billigen Arbeitskräften! So bietet bereits die Caritas in Amberg/Bayern in Zusammenarbeit mit der dortigen FH an, Studierenden 7,- Euro pro Stunde für Jobs wie Alten- oder Behindertenbetreuung zu zahlen (siehe BR-online).
Ein ähnliches Projekt startet bald in Baden-Württemberg. Jeweils verbunden mit der Hoffnung, dass solche Projekte “Schule machen”.
Wer also von Haus aus wenig Geld hat, darf, wenn Schulden vermieden werden sollen, zukünftig für geringen Lohn noch mehr arbeiten als bisher und damit seine Studienqualität verschlechtern oder die Studiendauer verlängern, um anschließend schlechtere Aussichten auf einen Arbeitsplatz zu haben oder sich als Bummelstudent diffamieren zu lassen. Denn der zeitliche Spielraum nebenher zu jobben wird gleichzeitig deutlich enger. Nicht zuletzt mit der Einführung von Ba/Ma-Studiengängen wurden Studienverläufe deutlich gestrafft, mit der erklärten Absicht, die Studienzeiten zu verringern.
Dennoch klingen solche Angebote aus Studisicht zunächst halbwegs attraktiv: “Lieber für Alte einkaufen gehen als Schulden machen”. Aber wie belastbar sind solche Modelle, wenn allseits damit gerechnet wird, dass die Gebühren langfristig deutlich steigen könnten? Die FH Münster spekuliert in einem Szenario für 2020 auf eine Höhe von 5000,- Euro/Semester (siehe Hochschulentwicklungsplan, letzte Seite). Das wären dann bei 7,- Euro/Stunde knapp 30 Stunden pro Woche einkaufen gehen nur zur Finanzierung der Studiengebühren!
Vom zusätzlichen Druck auf den regulären Arbeitsmarkt ganz zu schweigen…
(Siehe Spiegel-Online sowie unseren AStA FH Münster Beitrag vom 02.05.06)