Sicher durch die Zwangsberatung

Seit heute gibt es im Internet den neuen und für alle Langzeitstudis essenziellen Leitfaden “Sicher durch die Zwangsberatung“, zusammengestellt von der Hochschulberatung des AStA FU.

Die Regelungen zur Zwangsberatung wurden vom FU Präsidium im Sommer 2001 gegen studentischen Widerstand durchgedrückt, ihr offizielles Ziel ist es, Langzeitstudierenden zu helfen, ihr Studium in den Griff zu bekommen und abzuschließen.


Doch anstatt den Langzeitstudierenden "zu helfen" werden wir gezwungen stundenlang auf Unifluren herumzusitzen um in lächerlichen Zwangsberatungs-Sprechstunden erzählt zu bekommen, wie wir unser Studium "in den Griff bekommen" sollen. Nicht wendige Langzeitstudis haben ihr Studium dadurch entnervt aufgegeben, daher empfehlen wir dringend die Lektüre des Leitfadens zur Zwangsberatung.

Wir lassen uns nicht aus der Uni mobben! Langzeitstudium für alle!

Der Langzeitstudent – ein deutsches Unikum?

In einem Beitrag des Blogform-Projektes Readers Edition geht es um das Phänomen der angeblich so langen Studiendauer in Deutschland: Wenn’s mal wieder länger dauert - Das deutsche Trauma von der Studiendauer

Im Gegensatz zu gängigen Vorurteilen und öffentlichen Diskreditierungen wird hier der Frage nachgegangen, warum es eigentlich nur in Deutschland die vermeintlichen Langzeitstudenten gibt.

Ein Blick auf die Studie Eurostudent Report 2005 macht deutlich, dass sich Langzeitstudierende in Deutschland in Sachen Dauer und Abschlussalter zwar im internationalem Spitzenfeld, doch in trauter Gesellschaft etwa mit Finnland, Österreich und anderen bewegen.

Dennoch sind Langzeitstudierende durch die Bologna-Reform bedroht - auch wenn es nach einer Studie des HIS zu Studiendauer in zweistufigen Studiengängen noch Hoffnung für Langzeitstudenten zu geben scheint: Die beschleunigende Wirkung des Bologna-Prozesses ist hier zumindest umstritten.

Eine weitere deutsche Besonderheit scheint nach der HIS-Studie das komplette Fehlen von Möglichkeiten des Teilzeitstudiums zu sein:

Alle untersuchten Hochschulsysteme, die sich durch die weitgehende Einhaltung vorgegebener Studienzeiten auszeichnen, weisen vielfältige Teilzeitstudienangebote auf. In Deutschland dagegen fehlt es in den allermeisten Hochschulen an solchen Studiengängen.

Die Langzeitstudis gegen Studiengebühren haben auf diesen Zusammenhang schon mehrfach aufmerksam gemacht, so im Beitrag Teilzeitstudis = Langzeitstudis:

Schnell werden dadurch aus einfachen Teilzeitstudierenden sogenannte problematische Langzeitstudenten - die durch schikanöse Zwangsberatungen und Zwangsauflagen aus der Universität gemobbt werden sollen.

Wir, die Langzeitstudis gegen Studiengebühren, fordern daher eine individuelle Studienplanung für alle! Schluss mit den lächerlichen Beschleunigungsversuchen durch Zwangsberatungen und Studienreformen!

Der Langzeitstudent – das unbekannte Wesen ?

In der Evangelischen Fachhochschule Hannover wurde wie an vielen anderen Hochschulen über Langzeitstudiengebühren diskutiert. Im Gegensatz zu anderen Hochschulen stellte man sich hier jedoch die Frage nach den Gründen für ein Langzeitstudium:

Nach Diskussionen im Senat der Evangelischen Fachhochschule über die Einführung von Langzeitstudiengebühren wurde deutlich, dass wir über die Gründe, warum Studierende lange studieren, nur Vermutungen, aber keine sichere Daten haben, wurde angeregt für die Studierenden des Sozialwesens eine empirische Untersuchung durchzuführen.

Dieses Vorgehen ist an sich schon erstaunlich, da sich andere Hochschulen und Bundesländer diese Mühe anscheinend nicht gemacht haben.

Es hat uns erstaunt, wie wenig Arbeiten zu dem Thema es gibt. Bei Recherchen in den Datenbanken des Instituts für Hochschulforschung der Universität Halle und bei den Datenbanken, die der Deutsche Bildungsserver anbietet, ergab sich für den Zeitraum ab 1995 nur eine weitere relevante Arbeit „Dortmunder Studie“ von Kirchhoff (1996)

Verlässliche Daten über Langzeitstudierende gibt es nicht, nur Vermutungen und pauschale Vorurteile über gesellschaftlich gewünschte Studienzeiten - die Situation von Langzeitstudenten interessiert dabei nur zweitrangig.

Daher können wir die Studie von Gregor Terbuyken als Annäherung an den Langzeitstudenten / die Langzeitstudentin nur empfehlen!

TERBUYKEN, G. (2005a). Der Langzeitstudent – das unbekannte Wesen ? Daten zu Langzeitstudierenden des Studiengangs Sozialwesen an der Evangelischen Fachhochschule Hannover. efh-paper P05-003. Hannover: Blumhardt Verlag ISSN 1612-2054

zum Download als .pdf

Leider wurden in der Evangelischen Fachhochschule Hannover, wie in ganz Niedersachsen inzwischen allgemeine Studiengebühren eingeführt, Langzeitstudierende zahlen noch etwas mehr.

Allgemeine Studiengebühren
Höhe: 500 € pro Semester seit WiSe 2006/2007 (für Erstsemester) bzw. seit SoSe 2007 (für alle).

"Langzeitstudierende" müssen höhere Gebühren von 600-800 € zahlen - anstatt der allgemeinen Studiengebühren; sie können kein Darlehen erhalten.

Studiengebühren in Niedersachsen (Quelle: studis-online.de)

Keine Gnade für Langzeitstudenten - Sofortige Exmatrikulation in Osnabrück

Die neue Osnabrücker Zeitung berichtet über die Klage eines Studenten, der die Langzeitstudiengebühr nicht zahlen konnte:

Langzeitstudenten können nach einer Entscheidung des Verwaltungsgerichts Osnabrück nicht unter Hinweis auf finanzielle Härten die Zahlung von Studiengebühren verweigern. Das Gericht hat jetzt einen entsprechenden Antrag eines Studierenden der Universität Osnabrück abgewiesen.

Zum Bericht

Schreckgespenst Langzeitstudent treibt Studierende zum Karriere-Coach

Nach einem Bericht des Kölner Stadt-Anzeigers sehen sich Abiturienten einem immer höheren Karriere-Druck ausgesetzt. Durch Arbeitslosigkeit, Studienreform, Studiengebühren und das "Schreckgespenst des Langzeitstudiums" wird Abiturienen deutlich gemacht, dass sie sich ein Studium, das nicht auf die Karriere ausgerichtet ist, schlichtweg nicht leisten können:

Denn Umwege werden im Lebenslauf genauso ungern gesehen wie schlechte Noten. Und das Schreckgespenst des lahmen Langzeitstudenten geisterte lange genug durch die Medien, um die nächste Generation auf die schnelle Spur zu bringen.

Wie der Kölner Stadt-Anzeiger weiterhin berichtet, bringt dieser Druck schon 20-jährige Studierende dazu, bei dubiosen Karriere-Coaches eine "Kernfindung" für bis zu 1000 € durchzuführen: Damit sie auf keinen Fall in die Gefahr laufen zu Langzeitstudenten zu werden.

Hamburg: Michael Naumann treibt Slawistik-Langzeitstudenten das Langzeitstudium aus

Der designierte Spitzenkandidat der Hamburger SPD, Michael Naumann hat sich zum Thema Studiengebühren geäußert - und erklärt uns auch gleich, warum Studiengebühren absolut sinnvoll sind:

Zum Thema Studiengebühren sagte der Mit-Herausgeber der "Zeit" und frühere Kulturstaatsminister, er sehe kein Riesenproblem darin, gewisse Gebühren zu erheben. Unter anderem auch, "um den sogenannten Langzeitstudenten das Langzeitstudium von 20 Semestern Slawistik auszutreiben". Zugleich müsse es jedoch Möglichkeiten geben, auch denjenigen ein Studium zu ermöglichen, die sich dieses nicht leisten könnten.

Bei einem echten Sozialdemokraten darf natürlich der nachgeschobene Hinweis auf die "Sozialverträglichkeit" der Studiengebühren nicht fehlen. Aber Studiengebühren müssen sein, sonst wird den Slawistik-Studenten im 20 Semester ja nie das Studium ausgetrieben! Was sollen die Hamburger Sozialdemokraten angesichts der Masse von Slawistik-Studenten im 20. Semester denn sonst auch tun?

Langzeit- und Seniorenstudenten blockieren bayrische Universitäten

In den letzten Monaten kommt es zu immer heftigeren Anfeindungen gegen Langzeitstudenten, aber auch die vielen Senioren in den Universitäten sind zunehmend scharfter Kritik ausgeliefert. So wird die Amersbergerin Theodora von Klaveness (Name von der Redaktion geändert), die im vierten Semester Germanistik und Sinologie in München studiert, im Münchner Merkur mit folgendem Zitat wiedergegeben:

Für Senioren- oder Langzeitstudenten seien Studiengebühren angemessen und berechtigt, meint die 22-Jährige. „Denn es kommt oft vor, dass Senioren uns normalen Studenten die Plätze wegnehmen und man in Seminaren auf dem Boden sitzen muss.“

Gottlob haben viele Universitäten in Bayern nun Studiengebühren eingeführt, um die Massen von Langzeit- und Seniorenstudis zurück ins Altersheim zu schicken! Schluss mit der skandalösen Blockadehaltung der Alten - und für Theodora von Klaveness wird endlich ein Sitzplatz im Seminar frei.

Es häufen sich Angebote an Studierende, Studiengebühren abzuarbeiten. In Baden-Württemberg bietet nun eine Kommune an, gegen Hausaufgabenhilfe oder Jugendbetreuung die Gebühren zu übernehmen.

Der AStA der FH Münster berichtet über die Auswirkungen von Studiengebühren, dankenswerterweise dürfen sich die Betroffenen noch als Bummelstudenten diffamieren lassen:

Auch wenn die Schuldenlast aus Studienbeitragsdarlehen auf maximal 10000 Euro gedeckelt ist - aus verständlichen Gründen wollen viele Studis Schulden vermeiden. So ist bisher die Zahl der Studierenden, die ein Darlehen bei der NRW-Bank nehmen relativ gering.

Der größere Teil der Studis, die 500,- Euro pro Semester nicht “über” haben, scheint es vorzuziehen, nebenher noch mehr als bisher zu arbeiten. Die bisherige Quote von etwa zwei Drittel der Studierenden, die einem Nebenerwerb nachgehen (siehe Sozialbericht DSW), wird voraussichtlich weiter steigen.

Das verspricht ein großes Potenzial an billigen Arbeitskräften! So bietet bereits die Caritas in Amberg/Bayern in Zusammenarbeit mit der dortigen FH an, Studierenden 7,- Euro pro Stunde für Jobs wie Alten- oder Behindertenbetreuung zu zahlen (siehe BR-online).

Ein ähnliches Projekt startet bald in Baden-Württemberg. Jeweils verbunden mit der Hoffnung, dass solche Projekte “Schule machen”.

Wer also von Haus aus wenig Geld hat, darf, wenn Schulden vermieden werden sollen, zukünftig für geringen Lohn noch mehr arbeiten als bisher und damit seine Studienqualität verschlechtern oder die Studiendauer verlängern, um anschließend schlechtere Aussichten auf einen Arbeitsplatz zu haben oder sich als Bummelstudent diffamieren zu lassen. Denn der zeitliche Spielraum nebenher zu jobben wird gleichzeitig deutlich enger. Nicht zuletzt mit der Einführung von Ba/Ma-Studiengängen wurden Studienverläufe deutlich gestrafft, mit der erklärten Absicht, die Studienzeiten zu verringern.

Dennoch klingen solche Angebote aus Studisicht zunächst halbwegs attraktiv: “Lieber für Alte einkaufen gehen als Schulden machen”. Aber wie belastbar sind solche Modelle, wenn allseits damit gerechnet wird, dass die Gebühren langfristig deutlich steigen könnten? Die FH Münster spekuliert in einem Szenario für 2020 auf eine Höhe von 5000,- Euro/Semester (siehe Hochschulentwicklungsplan, letzte Seite). Das wären dann bei 7,- Euro/Stunde knapp 30 Stunden pro Woche einkaufen gehen nur zur Finanzierung der Studiengebühren!
Vom zusätzlichen Druck auf den regulären Arbeitsmarkt ganz zu schweigen…

(Siehe Spiegel-Online sowie unseren AStA FH Münster Beitrag vom 02.05.06)

langzeitstudis gegen studiengebühren

länger studieren - ohne gebühren!

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